170 Jugendliche aus vielen Ländern der Welt hatten in den vergangenen eineinhalb Jahren Rezepte gesammelt oder diese in Workshops gemeinsam mit einem von acht Kochprofis nachgekocht. Ergebnis ist das „Kochbuch der Nationen“ mit sechzig Rezepten aus dreißig Ländern, von Afghanistan über Burundi, Italien, Österreich und Syrien bis hin nach Zypern.
OÖN: Wann wurde die Idee eines Jugendkochbuches geboren?
Markus Krassnitzer: Die ist in der Jugendberatung „Baustelle“ vom Verein „Jugend und Freizeit“ entstanden. Wir haben dort gemeinsam mit den Jugendlichen gekocht. Die waren ganz begeistert und wollten eigene Rezepte ausprobieren. Die Idee war, dass Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund gemeinsam unter Anleitung eines Profis kochen. Mit Wolf Ruzicka vom Freya-Verlag habe ich den idealen Partner gefunden. Er war selbst Koch und froh, dass ich ihn aus dem Büroalltag geholt habe.
OÖN: Wie haben Sie es geschafft, Topköche wie Markus Glocker, der sich als Küchenchef in New York zwei Michelin-Sterne erkocht hat, für dieses Projekt zu begeistern?
Markus Krassnitzer: Mit Markus verbindet mich eine langjährige Freundschaft. Wir haben gemeinsam im Ramada in Linz gelernt, übrigens bei Alexander Stropek, der auch mitgemacht hat. Im Jänner des Vorjahres hat Thomas Kollmer in einer Linzer Schule den ersten Workshop abgehalten, über den in den OÖNachrichten berichtet wurde. Auf diesen Artikel hin hat sich Armin Oberndorfer bei mir gemeldet und wollte mitwirken. Und so hat eines das nächste ergeben.
OÖN: Was hat die Profis an der Arbeit mit den Jugendlichen fasziniert?
Markus Krassnitzer: Ich glaube, das waren Freude und Engagement, mit dem alle am Werk waren. Es heißt, Jugendliche sind generell schwer zu motivieren und kaum von der Couch hoch oder vom Computer wegzubringen. Meist braucht es Überredungskunst. Kochen ist ein hervorragendes Mittel der Kommunikation.
OÖN: Wenn Sie Ihren gelernten Beruf eines Kochs mit dem des Jugendbetreuers vergleichen ...
Markus Krassnitzer: ... dann war meine Leidenschaft immer schon beim Kochen. Aber auch die Jugendarbeit liegt mir. Ich musste mich vor rund zehn Jahren aus gesundheitlichen Gründen umschulen lassen, der neue Job taugt mir. Und mit diesem Projekt habe ich es geschafft, Kochen mit Jugendarbeit ideal zu verbinden.
OÖN: Überrascht Sie dieser Erfolg?
Markus Krassnitzer: Ich bin erstaunt, wie einfach alles eigentlich war. Es war schön zu sehen, dass es den Jugendlichen egal war, aus welchem Land die anderen Teilnehmer stammten. Es war eine Gemeinschaft, in der die Wertschätzung zählte. Alle haben dabei gelernt, dass vor allem eine Speise besonders gut schmeckt: Toleranz und Akzeptanz anderer Kulturen. Und auch ich habe davon profitiert. Ich habe neue Sprachen kennen gelernt, ebenso neue Gewürze.
OÖN: Wie schwierig war es, an die Rezepte der Jugendlichen aus so vielen Ländern zu gelangen?
Markus Krassnitzer: Überraschenderweise gar nicht. Wir hätten noch viel mehr gehabt. Wir wollten in diesem Kochbuch die Vielfalt der Speisen und der Regionen zeigen. Ganz wichtig: Hinter jedem Rezept steht ein Jugendlicher aus genau diesem Land.
OÖN: Sie haben mittlerweile auch den Verein „Kidskitchen“ gegründet.
Markus Krassnitzer: Wir bieten Workshops an und wollen Jugendliche fördern, sie animieren, auf gesunde Produkte zurückzugreifen. Wir wollen zeigen, wie einfach kochen ist und wie viel Spaß es macht. Wenn nur einer von denen später im Supermarkt nicht zur Tiefkühlpizza greift und selbst kocht, hat es sich gelohnt.
OÖN: Wird es eine Fortsetzung geben?
Markus Krassnitzer: Der Gedanke eines zweiten Buches ist geboren, ich lasse es auf mich zukommen. So ein Buch macht viel Arbeit, und alles geschieht in meiner Freizeit. Aber noch einmal sechzig Rezepte aus dreißig neuen Ländern, das wäre schon was.
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